Spätsommer im Herbst – Zum Tanken und Scrambeln in die Vogesen

Es soll warm werden am Wochenende. Wir erwarten einige schöne Spätsommertage. Ungewöhnlich, denn es ist eigentlich Herbst. Naja, mir soll es recht sein. Der Scrambler hat eine neue, höhere Sitzbank gelorcht bekommen und die muss nun ausgiebig probegefahren werden.

Die erste Etappe geht wie schon fast üblich über die Autobahn nach Wissembourg am nördlichen Ende der Vogesen, denn die gehen bekanntlich immer. Hier genieße ich noch den Blick zurück in Richtung Heimat über die Weinberge vom Eselsforch.

Von hier geht es weiter Richtung Südwesten, durch den Wald bergauf und bergab.

Aussichtsbotanik

Früher hieß der Ort unter dem hohen Felsen mal Dachsbourg. Auf dem 660m hohen Rocher De Dabo, wie der Ort heute heißt, hat man eine wunderschöne Aussicht. Die Straße nach oben führt in einer Spirale um den Berg. Man kreist um die oben zentral thronende Ruine der Dagsbourg bis man oben angekommen ist, um von hier den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.

In Niederhaslach steht eine viel zu große Kirche im kleinen Ort. Die dreischiffige Stiftskirche Église Saint-Florent gilt, neben dem Straßburger Münster, als eine der repräsentativsten gotischen Sakralbauten des Elsasses. Dabei hat der Ort selbst noch nicht mal 1400 Einwohner. Oberhalb des Ortes befindet sich die Burgruine von Nideck mit der darunter liegenden Cascade, wo sich das Flüsschen namens Hasel über einen Felsen 25m in die Tiefe stürzt.

Je kleiner das Dorf, desto größer die Kirche

Später am Nachmittag suche ich über die bekannte Buchungsplattform nach einer geeigneten Unterkunft. Doch heute scheint in den Vogesen viel los zu sein: Rund um Gerardmer ist kein einziges Zimmer mit einigermaßen guter Bewertung unter 150 Euro zu bekommen. In Gerardmer selbst kostet die günstigste Unterkunft 581 Euro. In Épinal an der Mosel ist aber noch ein gutes Zimmer zu finden. Der Tag ist zwar warm, aber kurz: Um 18:30 wird es dunkel, und tanken will ich auch noch vor dem Einchecken. Um 19:00 schalte ich den Motor vor dem Hotel ab.

Der nächste Morgen begrüßt mich wieder mit verschleiertem Licht: Der Saharastaub hängt vor der aufgehenden Sonne. Die Gegend scheint etwas unscharf. Oder gehen meine Augen aufgrund der Zeitumstellung in der Nacht nicht richtig? Unterwegs hole ich mir ein unfassbar gutes Frühstücksbrot im La Pépite De Moselotte.

Ich fahre der Sonne entgegen und orientiere mich an der Mosel. Diese kann man auf verschiedene Art überqueren: Auf dem Boot im Kanal, auf einer Brücke. Der Scrambler wird heute selbst zur Brücke über den Fluss, der hier an der Quelle noch ein kleines Rinnsal ist.

Gleichzeitig rechts und links der Mosel

Ich steuere die Route des Crêtes an. Die ehemalige Militärstrasse wurde von den Franzosen während des ersten Weltkriegs knapp unterhalb des Gipfelkamms, der damals auf weiten Strecken auch die deutsch-französische Grenze darstellte, erbaut. Wäre die Grenze damals schon wie heute am Rhein verlaufen, dann wäre die Strasse vielleicht auf der dem Rheintal zugewandten Seite des Gipfelkamms erbaut worden. So verläuft sie auf der abgewandten Seite, leider sieht man nur selten in die Rheinebene runter. An einem so außergewöhnlich warmen Sonntag wie heute ist die Straße eine beliebte Touristenstrecke für Motorradfahrer. Im Winter wird die Straße zur Langlaufloipe. Die Skiliftanlage in der Nähe der Straße lädt zur Inspektion ein.

Auch ohne die für Ende Oktober ungewöhnlich hohen Temperaturen ist die Fahrt mit dem Scrambler ein heisser Ritt. Natürlich, die GS ist eigentlich das bessere Motorrad: schlau angeordnete Blinkerschalter, guter Windschutz, wartungsarmer Kardanantrieb, Telelever und Paraleverabstützung im Fahrwerk, Teilintegralbremse, Koffer für sehr viel Gepäck….all das hat der Scrambler nicht. Dennoch spricht er alle Sinne an. Das Fahren macht einfach Spaß, alles funktioniert ausgesprochen gut, und allein schon die Optik: Der Scrambler ist einfach eine Augenweide. An jedem Motorradtreff kann man sagen, dass man mit dem schönsten Moped gekommen ist. Auch hier am Grand Ballon trifft das zu.

Nun geht es wieder nach Norden. Kreuz und quer, rauf und runter… Die Vogesen präsentieren sich von ihrer besten Seite. Jeder, der ein Motorrad sein Eigen nennt, hat es heute noch mal rausgeholt und fährt spazieren. Auf der Höhe von Straßburg biege ich ab. Bevor ich wieder nach Deutschland komme, will ich nochmal tanken. Doch an den zwei ersten Tankstellen ist das Benzin ausverkauft, und Diesel verträgt der Scrambler nicht. Erst an der dritten Tankstelle kann ich Benzin kaufen.

Saharastaub vernebelt die Sonne

Als ich den Rhein überquere, steht die Sonne schon ziemlich niedrig am Himmel. Das war ein spätsommerlich warmes Wochenende. Doch es liegen nun wieder kalte Tage vor uns. Die nächsten Touren möchte ich gerne wieder mit der GS machen. Doch erstmal kann ich sagen: Die neue Sitzbank hat sich bewährt. Der nächste Sommer kommt bestimmt, dann kann ich mich wieder drauf setzen.

Ein Video hab ich von den 2 Tagen auch gemacht. Schau mal:

Veröffentlicht von MoTranshumance

Born to Ride - Forced to Work

3 Kommentare zu „Spätsommer im Herbst – Zum Tanken und Scrambeln in die Vogesen

  1. Ein schöner Bericht, der die Herbstgefühle einfängt. Und ein chilliges Video. Verdammt, jetzt ärger e ich mich heute nicht auch noch mal gefahren zu sein….

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