Ende August: Nur noch drei Tage und es ist nix geplant…..also wohin soll sie gehen, die diesjährige Motorradtour?
Diesen Sommer werde ich mal alleine losfahren. Schatzi hat wie üblich in der Hochsommersaison keine Zeit zum Mitfahren, und es ist nun zu kurzfristig geworden, um mich mit anderen zu verabreden. Also heißt es, ich werde alleine den fliegenden Teppich besteigen, zwei Wochen habe ich Zeit, um mich dem Autismus des Motorrad-Alleinreisens hinzugeben. Aber die Frage bleibt: Wohin?
Immerhin habe ich ein erstes Ziel: Die steilste Strasse der Alpen mit 50% Steigung will noch befahren werden, denn die hatte ich ja nicht gefunden, als ich das letzte Mal Anfang diesen Jahres losgefahren bin. Und oben am Berg lag zu der Zeit noch Schnee. Also der einzige Plan ist, erstmal Richtung Nendaz fahren und dann weitersehen. Es gibt genug zu entdecken!
Von Nendaz will ich es vom Wetter abhängig machen, wie es weitergeht.
Entweder Richtung Osten: https://drive.google.com/open?id=1SJSLjsHFWtB3Wm4OOAywc-DXOl8T5BvK&usp=sharing
Oder Richtung Frankreich? https://drive.google.com/open?id=1eps9VQhwtVNzS8ZACB1rBl-rAm4mnTnC&usp=sharing
Oder beides?
Aber der Reihe nach. Erstmal fahre ich in Ruhe los. Durch den Schwarzwald geht es einmal der Länge nach über den Schwarzwald. Übernachtung in Schloss Beuggen am Rhein. Ganz lauschig dort, man würde nicht meinen, nur wenige Kilometer entfernt von Basel zu sein, wo sich der romantische Fluss in eine stark frequentierte Wasserstrasse wandelt. Am Montag muss ich noch schnell zur Dekra, nen Aufkleber abholen. Dann weiter durch die Schweiz am Alpenblick-Passwang, Schwarzenbühl, Gurnigel vorbei zur Griesalp, wo sich die steilste Postautostrecke der Schweiz und ein interessanter See befinden. Zeit, die Drohne auszupacken!
Danach weiter mit dem Zug von Kandersteg nach Goppenstein durch den Lötschberg, immer wieder lustig.
Ich hatte im Frühjahr die Steilste Strasse der Alpen mit 50% Steigung nicht ganz gefunden, wusste nur, dass die in Nendaz sein muss, und dachte, je höher, desto steiler, und so weit oben am Staudamm Le Lac du Barrage de Cleuson – und als ich im Frühjahr da war, war noch alles komplett vereist. Nunja – nach einem halben Tag Suche habe ich die Strasse nun gefunden. Hier ist sie! Obwohl ich glaube, dass es in Wirklichkeit keine 50% Gefälle sind. Immerhin kann ich oben am Staudamm die Drohne zum Einsatz kommen lassen. Als die Drohne allerdings von den anwesenden Krähenvögeln angegriffen wird, beende ich die Filmerei…..

Der nächste Morgen führt mich zum Grande Dixence Stausee. Ein Riesending! Sieht man schon von Weitem – und wenn man erstmal davor steht wird einem ganz schwindlig. Nette Serpentinen auf dem Weg, sowie Pyramidenförmige Auswaschungen des Berges Pyramides d’Euseigne.
Weiter geht die Fahrt nach Zermatt, ich wollte immer schon mal das Matterhorn von Zermatt aus in echt sehen. Mit dem Moped können nur Anwohner nach Zermatt kommen, Touristen wie ich nehmen den Zug, funktioniert prima. Um dann in Zermatt wirklich das Matterhorn vor die Linse zu bekommen, muss man einmal längs durch den Ort latschen, vorbei und durch die Mengen an Touristen, die allerdings sommerlicher gekleidet sind als ich. Wie wäre es mit einer Abkühlung? Mal sehen, da ist eine Eisdiele. Aber ich stelle fest: Eine Kugel Eis kostet in Zermatt 4,5 Franken. Da vergeht selbst mir die Lust auf ein Eis, wenn ich da auch sonst nicht widerstehen kann.
Italien ist im Vergleich schon günstiger. Also fahre ich weiter über den Simplonpass und übernachte in Domodossola. Weiter am nächsten Morgen über Malesco und die wunderschöne SS75 Richtung Cannobio, nicht ohne einen Zwischenstop in Gurro und Alpe Piazza zu machen.
Am Lago Maggiore dann eine schöne Bergstrecke bei Premeno genommen, wo es einen schönen Ausblick über den See gibt.
Übernachtung dann in Omegna am Lago De Orta. Dort in eine Pension für zwei Nächte eingecheckt, um am kommenden Morgen die Sanctuary of the Madonna del Sasso und die Santuario di San Bernardo an der Panoramica Zegna zu befahren. Ziel des Tagesausflugs ist die Santuario di N.S. di Oropa.
Der nächste Morgen empängt mich mit stömendem Regen, laut WetterApp ist der gesamte Alpenkamm ein einziges Regengebiet. Damit steht fest: Es geht Richtung Süden weiter. Also durch den warmen Regen auf die Autobahn und Richtung Cuneo gebrettert. Bei Cuneo wird der Regen schächer, aber die Wolken sind dick, grau und schwer. Aber wo ich schon mal da bin, könnte ich ja über den Colle di Tenda fahren. Die Fahrt dort rauf ist abenteuerlich. Nicht unbedingt wegen der Strasse, sondern wegen der fehlenden Sicht. Als ich am Fort Central das Photo mache, kann ich kaum 10m weit sehen. Auf dem Weg nach hier oben war die Sicht noch geringer. Nur Richtung Frankreich ist es besser: Die Bergkette ist die Wetterscheide, so dass ich auf Schotter Richtung Südwesten weiter will. Ein Geröllrutsch versperrt die Durchfahrt in Richtung der schönen Serpentinen. Durch die Baisse De Peyrefique geht es aber. Am Abend dieses nassen Tages nehme ich mir ein Zimmer am Strand in Menton und geniesse die Wärme und das Meer.
Die Tour bis hierhin in Bild und Ton:
Von Menton geht es weiter über schönste schmale Strässchen nach St-Agnes. Ich wollte mir schon länger mal die Aussicht von der La Madone d’Utelle ansehen. Dort oben weht ein starker Wind. Auch sehe ich wieder dunkle Wolken im Osten aufziehen. Ich werde doch wohl nicht wieder in den Regen kommen? Leider doch. Am Nachmittag ist es soweit, ein Wolkenbruch ergießt sich über das Land, und ich verzeih mich in ein „Luxury Bed&Breakfast“ in Lantosque, das für dieses Scheixxwetter genau richtig ist, um sich zu erholen. Hab ja schließlich Urlaub!
Der nächste Morgen führt mich entlang des Belvédère du Saut des Français und über Gilette zur Station météorologique du Mont Vial. Die Aussicht von dort oben ist überwältigend, man sieht sogar die auf der anderen Seite des Var gelegene La Madone d’Utelle, wo ich gestern war.
Und wo ich doch schon mal in der Gegend bin, mache ich den Pflichtstop bei den Kurven von Pierlas. Das sind wohl so ziemlich die schönsten Kurven in den Alpen (wenn meine Süße nicht dabei ist)
Weiter geht es über den Col de la Sinne nach Ilonse und dann ein Stück auf der Route Des Grandes Alpes nach Guillaumes , wo ich übernachte, und weiter durch die Gorges de Daluis nach Entrevaux, einem mittelalterlichen Städtchen mit Burggraben, Zugbrücke, Burgtoren und einem über dem Ort thronenenden Burg.
Das Wetter ist aber irgendwie doch nicht so ganz der Knaller, daher will ich Richtung Provence weiter. Ich fahre am Baie d’Angles zum Gorges du Verdon und schottere von dort Richtung Norden auf der D17 zum Col des Abbès und weiter nach Manosque an den wunderschönen Lavendelfeldern entlang .
Von hier geht es wieder ostwärts, über den Col de Siron und die Route de Coursegoules und dann wieder nordwärts über die RdgA über den Cime de la Bonette, wo ich morgens um 9:00 die Aussicht geniesse. Langsam wird es voller und voller. Ich nehme die zunehmende Vollheit zum Anlass, weniger stark frequentierte Routen zu wählen. Der Col du Parpaillon mit dem berühmt (berüchtigten) Tunnel ist frei und gut befahrbar. Der trockene Sommer mit geringen Niederschlägen hat einen positiven Nebeneffekt: Im Tunnel ist auch Niedrigwasser – so niedrig sind die Pfützen sonst nicht.
Am Col d’Izoard ist es dann wieder relativ leer, so dass ich das Pflichtbild machen kann, ohne jemand anders im Bild zu haben. Im Gegensatz dazu ist später auf der Colle dell’Assietta Hochbetrieb. Mir kommt da oben sogar ein Harleyfahrer auf einer Road King entgegen. Wir grüßen uns freundlich. Da meint so mancher, man bräuchte für solche unbefestigten Wege eine echte Enduro oder sonstiges Spezialgerät, sowie Endurostiefel und ein Kompressor. Wahrscheinlich reicht aber in den meisten Fällen auf solchen Strecken aber auch ein Roller und Badelatschen….
Auf dem weiteren Weg Richtung Heimat möchte ich aber noch die Lacets de Montvernier vor den Joystick bekommen. Das gelingt mir auch, aber es fängt wieder an zu regnen, so dass ich auf dem weiteren Weg über den Col du Chaussy und den Col de La Madeleine keine Bilder mehr mache. Da habe ich auch genug zu tun, denn auch hier ist die Strasse unbefestigt.
Daher endet hier das Video von dieser Etappe:
Über Chamonix , den Col de La Croix und letzlich dann St. Blasien geht es dann nach Hause. Glücklich und auch ein wenig müde komme ich zuhause an und habe wieder 3000km mehr auf dem Tacho.
Fazit: Wenn man mal nicht weiß, wohin man kurzentschlossen seine Motorradpfade lenken soll: Die Alpen sind eigentlich immer die richtige Wahl, egal, in welche Richtung. Und nen richtigen Plan braucht man auch nicht.