Der frühe Vogel fängt den Wurm – Schwarzwald, Donautal, Albsteige

5:58 Uhr. Die Sonne kitzelt meine Nase und weckt mich. Heute ist ein guter Tag, eine Runde zu drehen, ich muss an die frische Luft. Als ich unter der Dusche stehe, höre ich im Radio, dass es heute Unwetter geben soll. Merkwürdig, ein Blick aus dem Fenster verspricht Anderes.

Um 6:45 besteige ich den fliegenden Teppich und rolle westwärts aus der Schwabenmetropole in Richtung Schwarzwald. Um diese Zeit sind die Straßen noch leer, auch der bekannte Motorradfahrertreffpunkt wirkt verwaist. Kühl ist es, über mir hängen dicke Wolken, doch in der Ferne taucht die Sonne die Landschaft in ein goldenes Licht.

Indifferentes Wetter

Ich probiere die Einstellung „kurvenreiche Strecke“ in Kombination mit „Autobahn und Bundesstraßen vermeiden“. Das bringt recht gute Ergebnisse bei Streckenführung, wie ich feststelle, denn ich entdecke Wege, auf denen ich vorher noch nicht unterwegs war.

Ein landwirtschaftliches Gebäude

Schmale Straßen mit hoher Reliefintensität findet man hier leicht, indem man einfach die breiten Straßen, die den Schwarzwald durchziehen, nach rechts oder links verlässt und den Schildern folgt, die einen zu einer der vielen Bergvesperstuben und Höhengasthäuser leiten.

Das Wetter spielt erstmal nur eingeschränkt mit. Ich halte an und ziehe die Regenjacke über. Jetzt kann es weitergehen!

Mancherorts stehen alte Schwarzwaldhöfe ziemlich einsam am Wald. Im Winter muss es hier ziemlich rauh sein. Wie kommen die Kinder von hier zur Schule? Wovon leben die Leute hier eigentlich?Arbeiten die alle im Sägewerk, oder bei Grohe in Schiltach, oder verkaufen die in China hergestellte Kuckucksuhren an Touristen?

Die Abgeschiedenheit einiger Täler im Schwarzwald hat ein bemerkenswertes Tüftlertum hervorgebracht, denn die Menschen mussten erfinderisch sein, um zu überleben. Hier finden sich einige „Hidden Champions“ der deutschen Wirtschaft. Als ich zur Mittagspause in einen Dönerladen einkehre, um mir eine Pizza mitzunehmen, sehe ich zum ersten Mal Live „Der Gerät“ in Aktion. „Der Gerät wird nie müde, der Gerät schläft nie ein, der Gerät ist immer vor der Chef im Geschäft und schneidet das Dönerfleisch schweißfrei.“ Ich zitiere den Erfinder dieser genialen Apparatur fehlerfrei und laut, ernte aber nur verständnislose Blicke des Dönermanns hinterm Tresen. Ich glaube, er hat damals nicht TV Total gesehen, die Fernsehsendung, die dieses Gerät zum Kult machte. Er erlaubt mir aber immerhin, eine Aufnahme der mit dem Gründerpreis ausgezeichneten Erfindung zu machen. Mit der Pizza im Topcase suche ich mir ein Plätzchen mit Aussicht und mache Mittagspause.

Bei Villingen-Schwenningen beschließe ich, wieder in Richtung Stuttgart zurückzufahren. Ein Blick auf das WetterRadar zeigt mir, dass es im Schwarzwald zu mehr und mehr Wolken kommt, mit lokalen Schauern. Weiter östlich sieht es besser aus. Daher steuere ich das Donautal an. Und tatsächlich, es wird wärmer, der Himmel blauer, die Landschaft milder. Entlang der Donau führt die Straße durch kleine Tunnel, die in den nackten Felsen gehauen wurden, vorbei am Kloster Beuron und am Schloss Sigmaringen.

Schloss Sigmaringen

Über die schwäbische Alb führt mich der Weg über Stock und Stein nach Zwiefalten, laut Eigendarstellung ein „Barockes Kleinod mit Charme“. Der Ort ist bekannt durch die ehemalige Abtei Zwiefalten, deren Klosterkirche eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Oberschwäbischen Barockstraße ist. Sie dominiert eindrucksvoll die Silhouette des Örtchens.

Zwiefalten

Von hier aus ist es nicht mehr weit nach Hause, doch einige schöne Straßen will ich doch noch befahren. Von denen gibt es hier viele, beispielsweise die wunderschöne, in langen Kurven gezogenene Route durch das Lautertal. Die Straße ist inzwischen für Motorräder auf Tempo 50 begrenzt. Die Landschaft lässt sich aber auch bei Schleichfahrt genießen.

Oberhalb von Seeburg lege ich noch eine Pause ein. Es ist inzwischen warm und sonnig, da sind Trinkpausen wichtig. Und schließlich bin ich ja auch schon lange unterwegs gewesen heute! Noch einige schöne Kurven, dann biege ich auf die Zielgerade ein. Nach über 500km und etwa 12 Stunden Fahrt erreiche ich die heimische Garage.

Der heutige Tag hatte wieder viel von dem zu bieten, was den deutschen Südwesten für Motorradfahrer so attraktiv macht: Abwechslungsreiche Landschaft, einsame Straßen, enge und weite Kurven, Anstiege, Abstiege, und atemberaubende Aussichten.

Hier ein paar bewegte Bilder von der Tour:

Veröffentlicht von golem1303

Born to Ride - Forced to Work

2 Kommentare zu „Der frühe Vogel fängt den Wurm – Schwarzwald, Donautal, Albsteige

  1. Richtig schön anzuschauen, gefällt mir, da sind einige Punkte dabei, die ich mir auf die Karte setzen werde. Ein kleiner feiner Reisebericht über ein traumhaftes Deutschland, was einem oft gar nicht bewußt oder bekannt ist.
    Danke dafür!

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: