Rain In May – Nordschwarzwald, Mittlerer Schwarzwald

Pfingsten 2021. Werder Bremen steigt in die zweite Bundesliga ab. Deutschland wird vorletzter beim ESC. Und nicht einmal der Wettergott hat ein Nachsehen. Es regnet die ganze Nacht. Doch als ich am Sonntag Morgen aufstehe, bin ich dennoch voll motiviert, der Regen hat aufgehört. So ein bisschen Regen wird mich heute nicht davon abhalten, eine große Runde durch den Schwarzwald zu drehen. Normalerweise sind an Pfingsten ganze Heerscharen an Wanderern, Mountainbikers, Rentnern und anderen Ausflüglern zu erwarten. Heute ist wegen des kühlen, feuchten Wetters vielleicht weniger los.

Mich selbst stört das Wetter nicht, ich bin gut gekleidet und kann stundenlang im Regen herumfahren. Bei Regen werden allerdings die Fotos meistens nicht besonders gut, daher hoffe ich – Pfingsten angemessen – auf sonnige Erleuchtung.

Kaum habe ich den Stuttgarter Kessel verlassen, wird es über mir auch erst blau, dann schon wieder grau. Der Regen setzt ein. Macht nix, ich muss ja sowieso noch tanken. Dabei kann ich den Regen abwarten. Gesagt – getan – hat geklappt.

Nun geht es erstmal zum Eingrooven durchs schöne Würmtal. Die vielen Bäche und Flüsse hier im Schwarzwald haben tiefe Täler in die Landschaft gegraben: Auch das Nagoldtal und das Enztal durchquere ich. In schönen Serpentinen geht es jeweils runter ins Tal, auf der anderen Seite wieder hinauf.

An der Schwanner Warte gibt es einen geschlossenen Aussichtturm und darunter einen noch wenig belebten Segelflugplatz. Der Weitblick ist allerdings heute trotzdem offen. Man sieht das weite Land unter dem Wetter: Hier sonnige Flecken, da vorne Regen.

In Bad Herrenalb besorge ich mir einen Pausensnack für später und fahre ins Gaistal, ein wahres Wanderparadies. Eine mit 24% Steigung ausgeschilderte Straße kommt in meine Sammlung, dann geht es an der Plotzsägemühle durch die Furt der Alb zur Teufelsmühle oberhalb von Loffenau.

Im Gaistal

In Baden-Baden, der Kultur- und Bäderstadt (bereits die Römer nutzten die hier am Rand des Schwarzwalds entspringenden heißen Thermalquellen) bewundere ich die herrschaftlichen Villen. Baden-Baden hat im Zweiten Weltkrieg keine großen Schäden erlitten und gehört zu den am besten erhaltenen Kurorten in Deutschland. Was mich allerdings heute stört sind die vollen Straßencafés, in denen die vielen teuer gekleideten Menschen sitzen. Nix wie raus hier, beschließe ich, und wende mich Richtung Schwarzwaldhochstraße.

Das Kurhaus Sand ist eines von vielen Lost Places auf der Schwarzwaldhochstraße. Die goldenen Zeiten sind entlang der Straße schon lange vorbei und daran erinnert auch das ehemalige Hotel Sand. Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte. Gegenüber des alten Gebäudes, dessen Inneneinrichtung größtenteils noch original erhalten ist, steht ein Denkmal, das den ersten deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck zeigt. Der damalige Inhaber war wohl ein Fan. Das Hotel ist heute aber wegen Corona geschlossen, daher fotografiere ich wenigstens das Denkmal.

Das ehemalige Hotel Alexanderschanze, ein weiterer Lost Place, soll mal eines Tages als Rangerstation für den Nationalpark Schwarzwald genutzt werden. Dazu soll dann ein Wildtiergehege, ein Aussichtsturm, ein Wohnmobilstellplatz sowie eine Direktvermarktungstelle für regionale Produkte für Andrang sorgen, das Ganze von der am Standort befindlichen Windkraftanlage versorgt. Momentan ist die Alexanderschanze aber noch abgesperrt und vernagelt.

Ich halte mich abseits der Schwarzwaldhochstraße. Da gibt es zwar eine gute Aussicht, aber auch zu viel Verkehr. Die besten Straßen sind hier für mich diejenigen, die nicht direkt von A nach B führen. Schmal, steil, kurvig, das ist eher mein Geschmack. Immer wieder gibt es auch hier wunderschöne Aussichten ins Rheintal. Da vorne sehe ich Straßburg, im Hintergrund die Vogesen.

Ich erkunde noch einige abgelegene Ecken rund um Bad Griesbach, Kniebis, Wilde Rench, Renchtalhütte und Zuflucht, und sehe mir die Sommer-Skisprungschanze am Kreuzkopf von oben an. Wahnsinn, sich da herunterzustürzen!

Skispringen am Kreuzkopf

Den mitgebrachten Kaffee aus der Thermoskanne und die heute früh gekaufte Puddingschnecke genieße ich an der Stammgastbank oberhalb von Bad Ripplodsau.

Durchs Wolftal gleite ich unbeschwert, biege dann nach Schiltach ab und nun geht es wieder nach Norden. Erstmal muss ich noch Freudenstadt mit seinem größten Marktplatz Deutschlands durchqueren. Es ist inzwischen doch recht sonnig, daher ist der Marktplatz mit den Arkaden und den 50 Wasserfontänen voll mit Menschen.

Von hier geht es weiter nach Norden. Ich vermeide aber weiterhin die größeren Straßen. Heute nachmittag bin ich hier wieder vorwiegend auf den abgelegenen, schmalen Wegen der Plateaus unterwegs, auf die auch am späteren Nachmittag noch oberhalb der Täler die Sonne scheint. Es ist zwar noch hell, doch inzwischen ist auch der Mond am Himmel sehen. Zeit, nach Hause zu fahren. Einen letzten Fotostopp lege ich oberhalb von Stuttgart ein. Von hier hat man durch eine kleine Lücke im Wald eine Aussicht auf Teile von Stuttgart-West und die Stuttgarter Innenstadt im Kessel.

Stuttgart

Etwa 450 km habe ich heute auf verschiedensten Straßen und Wegen zurückgelegt. Am Ende bin ich heute doch vom Regen weitgehend verschont geblieben. Das warme Licht, das jetzt am Abend auf die Häuser fällt, läßt mich fast vergessen, dass es heute morgen aus dicken, grauen Wolken geregnet hat.

Ein Video von meinem Ausflug habe ich auch gemacht:

Hier war ich unterwegs:

GPX hier herunterladen

Veröffentlicht von golem1303

Born to Ride - Forced to Work

5 Kommentare zu „Rain In May – Nordschwarzwald, Mittlerer Schwarzwald

  1. Fast exakt die gleiche Route habe ich einen Tag später am Pfingstmontag unter die Räder genommen.
    Bin vermutlich bei besserem Wetter durch den Bach 😉

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