Meine Urlaubsplanung dieses Jahr ist irgendwie ein bisschen vergurkt. Im August hatte ich mir kurzfristig eine Woche gegönnt. Ich wollte meine neue Alte ausprobieren: Den 9 Jahre alten Zwilling meines bewährten Reisebegleiters hatte ich neu mit grade erst 620 Kilometer auf dem Tacho gekauft. Leider hat das Getriebe mitten im Schwarzwald den Geist aufgegeben. Inzwischen ist der neue fliegende Teppich auf Garantie repariert, das Getriebe schaltet und waltet laut BMW Werkstatt wie es soll, aber das will ich jetzt erstmal auf einer kleinen Kurzreise ausprobieren, bevor ich in den Urlaub fahre.
Für eine Zweitagestour bieten sich die Vogesen immer an. Sie sind schnell erreicht, nur ein kurzes Stück über die Autobahn oder quer durch den Schwarzwald, dann durch die langweilige Rheinebene, doch dann kommen schon die ersten Kurven in Sicht und ab geht es durch den Wald, über Stock und Stein, die engen Kehren und schmalen Straßen rauf und runter.

Heute komme ich von Norden: Über den Pfälzerwald bei Wingen / Nothweiler erreiche ich französisches Hoheitsgebiet. Am Gimbelhof vorbei geht es ein kleines Stück unbefestigt Richtung Burg Fleckenstein. Nun heißt es nur noch: Es geht südwärts.
In Gerardmer möchte ich übernachten. Am späten Nachmittag erreiche ich die Perle der Vogesen, ich habe mich in eine kleine aber feine Ferienwohnung eingemietet. Ganz Corona-konform kann ich nach einen Telefonanruf einchecken und den Wohnungsschlüssel aus der Schlüsselbox entnehmen. Die Wohnung ist super, normalerweise steigen hier vermutlich im Winter Skifahrer ab. Es gibt alles was ich brauche: Vom Sofa und Fernseher bis hin zur Kaffeemaschine und Mikrowelle, es ist alles da. Den Abend verbringe ich aber mit Blick auf den Sonnenuntergang, der den Gerdsee in malerisches Licht taucht.
Der Morgen beginnt mit einer ordentlichen Portion Haferflocken und einem Kaffee aus der praktischen Kaffeemaschine. Astrein ist das so, man muss auf keinen Frühstückskellner warten, sich mit niemand um den Käse rangeln und kann in kurzen Hosen am Tisch sitzen.
Dann geht es los, der erste Weg führt mich zum Tour de Mérelle. Von hier hat man eine hervorragende Aussicht über den See und den Ort. Ich bin ganz alleine hier, es ist ja noch früh am Morgen. Ich besuche den Grand Ballon und genieße noch die Aussicht auf das Rheintal, den Schwarzwald und den blauen Himmel – das Wetter meint es heute gut mit mir. Dann geht es über die Route Des Cretes nordwärts. Heute will ich nicht so spät in Stuttgart wieder ankommen, denn morgen wollen wir in den Urlaub fahren und ich habe meine Tasche noch nicht gepackt.

Unterwegs möchte ich eine der wichtigsten technischen Errungenschaften des modernen Fastfood versuchen. Schon vor einiger Zeit sind sie mir im Elsass immer wieder mal aufgefallen: Pizzaautomaten! Heutzutage kann man ja schon alles Mögliche aus dem Automaten kaufen: Wurst, Käse, Cola, Schokoriegel…aber Pizza? Kann ich mir gar nicht vorstellen, dass eine Pizza aus dem Automaten gut schmecken kann! Andererseits: Ich habe auch schon in Restaurants die eine oder andere Pizza gegessen, die nicht unbedingt zu den Besten ihrer Art gehört hat. Dafür musste ich dann aber lange auf die Pizza warten, bis die verschlafene Bedienung mir die belegte italienische Spezialität an den Tisch brachte.
In Urmatt findet sich eine solche Wundermaschine, die in nur drei Minuten eine frische, heiße Pizza auswirft. Länger als die Backzeit ist allerdings die Zeit, die ich brauche, um mich für die Pizza meiner Wahl zu entscheiden. Es sind mindestens zehn verschiedene Pizzen im Automaten vorrätig. Keine davon ist rein vegetarisch, da können die hier noch nachbessern. Auch erfolgt die Bedienung des italienischen Spezialitätenreplikators mittels Touchscreen ausschliesslich in französischer Sprache, hier lässt sich auch noch nachbessern. Die Pizza selbst ist erstaunlich gut: gut belegt, knuspriger Rand, guter Boden, schönes Aroma, man könnte fast sagen, der Apparat bringt einen Hauch Italien an den Straßenrand. Im Karton befindet sich sogar ein kleines Messer aus Holz, mit dem man bestimmt gut ein Marmeladenbrot bestreichen kann, nur zum Pizza schneiden ist es nicht zu gebrauchen, aber macht nichts, ich habe ja mein eigenes Messer dabei, und ein Getränkeautomat neben dem Pizzaautomat wäre auch noch praktisch.

Frisch gestärkt geht es weiter an Straßburg vorbei über den Rhein nach Osten, der Schwarzwald begrüßt mich mit bestem Asphalt, und es ist wenig Verkehr, so dass ich pünktlich um 18:00 Uhr in der Landeshauptstadt einrolle.
Das Getriebe hat gehalten, was die Werkstatt versprochen hat. Der Pizzaautomat hat übertroffen, was er versprochen hat. Und die Vogesen – na klar, die gehen ja sowieso immer!
Ein Kommentar zu “Vogesen gehen eigentlich immer – ein Vorurlaub mit einem Hauch Italien”